Problemlos sind in der Regel Troxler-Kinder, die eine benachbarte anthroposophische Schule für geistig behinderte Menschen besuchen. Man sollte sich zwar rechtzeitig in Sicherheit bringen, weil man schon mal unvermutet begrapscht wird oder sogar auf dem Arm eines Kindes landet, aber die meisten sind sehr nett und tun einem nichts ernsthaftes. Nur einmal hat ein Kind nach mir getreten und mein Frauchen dabei erwischt. Sie hat dem Jungen mit ihrer Das-ist-nicht-in-Ordnung-Stimme einen Vortrag darüber gehalten, was vom Treten im allgemeinen und nach Hunden und anderen Menschen im besonderen zu halten ist. Eine besorgte Betreuerin kam hinzu und erklärte, daß das Kind noch neu bei ihnen sei und noch viel zu lernen habe. Woraufhin Frauchen ihr freundlich, aber bestimmt beschied, daß sie ja genau deshalb dem Jungen erkläre, daß er niemanden zu treten habe. Jedenfalls kamen das Kind und Frauchen schließlich per Handschlag überein, daß es nicht mehr treten wird. Der Junge hat es bei uns auch nie wieder versucht.
Schon mal sind bei den Kindern sehr junge Betreuer dabei, die sich offenbar nicht so auskennen. Irgendwann sahen Jule und ich in einiger Entfernung ein paar Hundefreunde. Während Tschornij uns schon mal lauthals begrüßte, rannten wir auf sie zu. Derweil passierten wir eine Troxlergruppe und hörten noch, wie ein junger Betreuer hoffnungsfroh den Kindern erklärte: "Die beißen sich jetzt!" Ich weiß nicht, was er gesagt hat, als wir dann nur miteinander gespielt haben, aber eigenartig fand ich den schon.
Jogger sind meistens auch pflegeleicht, jedenfalls die im Hundewald. Als ich klein war, und noch glaubte, daß alle Welt mich liebt, bin ich gerne ein Stück mit ihnen mitgelaufen, und da ich nie nach jemanden schnappe, haben sie meistens nur gelacht und mein Frauchen beruhigt, wenn sie mich energisch zurückrief. Einer vermutete mal, daß ich wohl auf Kehle trainiert sei! Auf das verständnislose Gesicht meines Frauchens hin, erklärte er lachend, auf Kniekehle. Nun, nicht alle Jogger finden es lustig, von kleinen Hunden begleitet zu werden, und schon gar nicht, wenn diese kurz vor ihren Füßen den Weg kreuzen. So habe ich dann beschlossen, mich nicht weiter um sie zu kümmern. Allerdings kümmern sie sich schon mal um uns. Als wir mal mit fünf oder sechs Hunden und ebenso vielen Frauchen unterwegs waren, kam uns auf einem steilen Weg einer dieser Spezies entgegen. Man sah schon, wie er sich innerlich aufpumpte und immer röter im Geicht wurde. (Das kam eindeutig nicht von der Steigung!) Er sah so aus, als wollte er auf jeden Fall gleich losschimpfen. Wir sind dann einfach alle im Gänsemarsch an ihm vorbei und haben ihn gar nicht beachtet. Irgendwie war ihm das aber auch nicht recht, er sah ganz so aus, als sei er nun sauer gewesen, weil er nichts zu schimpfen hatte. Na ja, vielleicht hat er ja mal schlechte Erfahrungen mit Hunden gemacht. Das soll es ja auch geben.
Ein bißchen verrückt sind auch schon mal Kindergartengruppen. Normalerweise achten deren und unsere Frauchen darauf, daß wir uns nicht weiter umeinander zu kümmern haben, und das klappt auch gut. Manchmal wird gefragt, ob man uns streicheln darf. Mein Frauchen nimmt Jule und mich dann zu sich und achtet zusammen mit den Kindergärtnerinnen darauf, daß alle vorsichtig mit uns umgehen. Sehr irritierend ist aber, wenn sowohl Kinder als auch deren Wärter kreischend herumzappeln, weil sie von weitem einen Hund sehen. Ich würde ja gerne mal hingehen, um sie zu beruhigen, aber das darf ich nicht, also ignoriere ich einfach. Aber mal ehrlich, wenn sie soviel Angst vor Hunden haben, warum machen sie dann ausgerechnet einen Ausflug ins Hundeauslaufgebiet und möglichst da noch ein Picknick, wo sie doch den ganzen anderen, auch noch schöneres Park für sich haben, in dem wir nie frei herumlaufen dürfen?
Apropos Picknick... Ein solches ist ja an sich eine schöne Sache, sogar wenn es von einer, zwar nicht zappelnden, aber doch zeternden Kindergärnerin veranstaltet wird. Eigentlich gab es gar nichts zu beklagen, denn unser Rudel war schon fast vorbei und kein Hund durfte zu den Kindern laufen, als die Dame zu zetern anfing. Mein Frauchen ging zu ihr zurück, um zu erfahren, worum es denn eigentlich gehe. Nun, die Kinderbetreuerin war erbost, weil wir nicht angeleint waren. Schließlich hätte man uns doch eben ein paar Minuten an die Leine nehmen können. Mein Frauchen wurde während des Gespräches auch nicht gerade vergnügter. Wir waren in den letzten zwanzig Minuten drei Troxler- und zwei Kindergartengruppen begegnet, und Frauchen fragte die Kindergärtnerin, nach dem diese zugeben mußte, daß kein Kind belästigt worden war, wo Hunde sich denn eigentlich bewegen können sollen, wenn nicht im Hundeauslaufgebiet. Sollte man jedesmal, wenn einem eine Gruppe begegnen würde, die Hunde anleinen, könne man gleich in der Innenstadt mit ihnen herumlaufen. Nun gut, es hätte dann doch noch beinahe eine Belästigung gegeben. Ich hatte mich zunächst zu meinem Frauchen gesellt, bemerkte aber dann, daß es aus der Richtung der Kinder gar köstlich roch. Ein Kind wollte gerade in ein Wurstbrot beißen, als ich mich zu ihm gesellte, um zu sehen, ob ich nicht auch in das Brot... Ein eindringliches "Pauline! Denk nicht mal dran!" brachte mich zur Besinnung, und schweren Herzens kehrte ich dem Brot mit dem leider dazugehörenden Kind den Rücken. Schade eigentlich!
Zum Glück sind aber die meisten vernünftig! Zu einer Kindergartengruppe gehörte auch eine kleine Nichte meiner Leute. Sie hatte einige Zeit durchaus Angst vor Hunden, und war auch mir gegenüber eher vorsichtig. Ist ja auch vernünftig, nicht alle Hunde sind freundlich. Eines schönen Tages traf ich sie dann mit besagter Gruppe im Hundewald. Zu meinem erstaunen rief sie mich sogar zu sich. Ein anderes Kind fragte sie, ob sie mich denn kenne. Ja, erklärte sie ganz stolz, ich sei Pauline, und fügte hinzu, als sie klein gewesen sei, habe sie ja Angst vor mir gehabt, aber jetzt nicht mehr. Sie war zu dem Zeitpunkt auch noch klein!
Überhaupt gibt es sehr nette Leute! In der der Hundewiese benachbarten Schrebergartenanlage sind die Leute sogar so lieb, daß sie uns an warmen Tagen frisches Wasser vor die Gartentörchen stellen! Als Hundekind habe ich den einen oder anderen Garten auch untersucht, wenn sich eine Gelegenheit dazu ergab - etwa ein Loch im Zaun, durch den ich eigentlich verbotenes Gelände betreten konnte. Die Menschen haben meist gelacht, ähäm, mein Frauchen eher nicht. Ich würde ja auch heute noch zu gerne fremde Gärten und Häuser ansehen, leider habe ich fast nie die Gelegenheit dazu. Und wenn es mal ginge, verhindern es meine Leute. So noch letztens, als zwei freundliche Frauen vor ihrem Haus standen und mich ansprachen. Ich dachte, sie wollten mich in ihr Haus einladen, und trabte spornstreichs auf die offene Haustüre zu. Ich wurde natürlich prompt zurückgepfiffen. Einem noch freundlichen "Laß es, Pauline!" wurde ein schärferes "Keine Dummheiten!" hinterhergeschickt, woraufhin ich mich seufzend auf den Rückweg machte.
Besonders interessant erscheinen mir jedoch vor allem Kunststudenten, die regelmäßig im Frühjahr einen Weg im Hundewald besetzen und Bäume und Wurzeln malen. Man kommt an dieser Stelle kaum durch, weil sie sich und ihre gesamten Utensilien auf dem Weg verteilt haben. Nun, Frauchen nimmt uns dann meistens kurz an die Leine und schlängelt sich mit uns hindurch. Aber es begab sich der Fall, als Jule und ich im Halbstarkenalter waren, daß sie uns mal unangeleint vorbeilotste. Da das gut ging, versuchte sie das auf dem Rückweg auch. Nun war Jule an jenem Tag ziemlich unternehmungslustig und steuerte zielstrebig auf die Gruppe zu. Da Frauchen mich deswegen kurz aus den Augen ließ, machte ich mich ebenfalls selbständig, um mir ein Bild näher anzusehen. Frauchen schätze diesen Unternehmungsgeist gar nicht und rief mich zur Ordnung. Derweil erkundete Jule intensiv einen Farbkasten, aus dem Frauchen sie dann pflückte und unter den Arm klemmte. Die Gelegenheit war günstig! Leider stieß ich bei meinen weiteren Untersuchungen ein Wasserglas um. Frauchen eilte herbei, schimpfte mit mir und entschuldigte sich bei der Studentin, die den Vorfall jedoch sehr gelassen aufnahm. Inzwischen hatte ich noch einen sehr freundlichen Studenten entdeckt, der mit mir schäkerte und dem ich dann voller Begeisterung auf den Schoß kletterte. Allmählich wirkte mein Frauchen ein wenig aufgelöst. Sie scheuchte mich vom Schoß des freundlichen Menschen und eilte mit uns aus der Gefahrenzone. Sie sah aus, als wolle sie Jule und mir noch einen Vortrag der unangenehmen Art halten, als sie unvermittelt losprustete und lachend mit uns nach Hause marschierte.
"Der tut nichts, der will nur spielen!" wird auch gerne von Hundebesitzern genommen, deren Riesentöle einen gerade durch die Gegend kegelt, woraufhin einem alle Knochen wehtun! Stell Dir mal vor, ein Riese benutzt Dich als Fußball, dann hast Du eine Ahnung davon, wie man sich als kleiner Hund gelegentlich fühlt. Ich habe da ein paar ganz unerfreuliche Erinnerungen! Ehrlich, es gibt schon sehr unangenehme Hunde und Hundemenschen, dabei will ich gar nicht erst von den sattsam bekannten, unsäglichen Hundehaufen auf Gehwegen, Spielplätzen und Liegewiesen reden. Die sind so unnötig wie ein Kropf, und ein Hund tritt auch nicht gerne in die Hinterlassenschaften anderer! (Kleine Anmerkung am Rande: Eingegrabene Haufen in Sandkästen stammen in der Regel von Katzen, nicht von Hunden!)
Ein Schäferhund namens Baby hat mich mal überfallen und äußerst unsanft in den Popo gekniffen, als ich gerade erst auf der Hundewiese angekommen war. Ich hatte nur da gestanden und noch nicht mal gebellt! So eine Gemeinheit! Noch fieser war allerdings ein Mischling, der immer über mich herfiel, wenn er mich sah. Der biß sogar noch zu, als ich bereits ergeben auf dem Rücken lag. Dem Köter hat mein Frauchen dann aber gezeigt, wo es langgeht! Als die Besitzerin des Beißers, die hilflos dabeistand, auch noch behauptete, ihr Hund beiße nicht, hat mein Frauchen ihr meine - zum Glück nur kleine - Wunde gezeigt, und ihr dabei gleich gründlich die Leviten gelesen. Ich bin auch mal von einem großen Rudel großer Hunde eingekreist worden und hatte furchtbare Angst, zumal ich gesehen hatte, wie sie vorher schon einen kleinen Pudel gejagt haben. Die meisten dieser Hund waren zwar normalerweise freundlich, aber so im Pulk um mich herum waren sie mir gar nicht geheuer. Da auch noch besagtes Baby zu dem Rudel gehörte, packte mich die schiere Verzweiflung und ich keifte nur noch um mich, wenn mir einer dieser Hunde zu nahe kam. Babys Besitzerin kreischte begeistert, das sei wahre Terrierart, furchtlos und keifend, so müsse es sein, und ich machte mir vor Angst fast in die Hose! Was dann mein Frauchen zu der Situation sagte, ist wirklich nicht druckreif. Wir ließen jedenfalls das Rudel Rudel sein und machten zukünftig einen großen Bogen um diese Gruppe.
Zum Glück sind die meisten Hundeleute vernünftig! Wenn sie ein unverträgliches Exemplar haben, nehmen sie es an die Leine, wenn sie einen anderen Hund kommen sehen, und warten, bis dieser auch angeleint ist. So kommt man problemlos aneinander vorbei und alles ist in Ordnung. Es kommt natürlich auch vor, daß ich einen anderen Hund aus irgendwelchen Gründen nicht leiden kann, aber mein Frauchen sorgt dann dafür, daß ich die Klappe halte und keine Dummheiten mache, wofür ich ihr, ehrlich gesagt, dankbar bin. So kommt man gar nicht erst in schwierige Situationen.
Sehr informative Gespräche ergeben sich zuweilen mit Hunden, die in einer Hundeschule waren. Sie werden oft Alpha-Hunde genannt, womit ihre Leute und die Ausbilder dann ausdrücken, daß sie versäumt haben, dem Hund Manieren beizubringen. Ein befreundeter Hund, der mal mitbekommen hat, wie mein Frauchen schimpfen kann, hat mir dann geraten, sie doch auch in eine Hundeschule zu schleppen, damit ich nicht mehr hören müsse. Ich konnte meine Leute nie dazu überreden, und ich glaube, ich habe es auch nie wirklich gewollt. Ich bin sicher nicht der besterzogene Hund, der so rumläuft (Dieses seufzende "Wohl wahr!" hätte sich mein Frauchen jetzt auch sparen können!), aber meine Leute kümmern und sorgen sich um mich. Mit den festen Grundregeln und dem Arrangement "Pauline kann so dominant sein, wie sie will, so lange sie hört, wenn es wichtig ist!" bin ich gut gefahren.
Mein Frauchen ist allerdings schon scheel angesehen worden, wenn sie auf den Regeln bestanden hat. Ich erinnere an die Geschichte (Kapitel "Erziehung"), als ich mich in einem Menschenhaufen gewälzt hatte und sie mich, begleitet vom Kopfschütteln der anderen Hundeleute, erzürnt nach Hause scheuchte. Ebenso erntete sie manchmal die Mißbilligung anderer Hundebesitzer, wenn sie nachhaltig darauf bestand, daß ich zu kommen habe, wenn sie mich ruft. Es gab dabei drei Stufen: Wenn ich sofort gekommen bin, wurde ich mit Lob und Streicheleinheiten überschüttet. Hatte ich mir Zeit gelassen, wurde mein Kommen kurz zur Kenntnis genommen. Mußte mein Frauchen mich allerdings holen, wurde ich am Kragen gepackt (aber nicht hochgehoben) und bekam eine Standpauke, die nicht von schlechten Eltern war. *seufz* Letzteres wurde von manchen Hundeleuten unfreundlich kommentiert. Allerdings passierte es durchaus, daß eben diese Hundebesitzer sich tags drauf bei meinem Frauchen erkundigten, ob sie nicht ihren Hund gesehen habe... Wenn ich dann den entsprechenden Hund gefragt habe, warum er nicht zu seinen Leuten gehe, meinte der: "Warum sollte ich? Sie freuen sich am meisten, wenn ich erst nach langer Zeit wiederkomme." Merkwürdig, meine Leute freuen sich immer am meisten, wenn ich einigermaßen in der Nähe bleibe und sofort komme.
Nun klingt das zum Teil schlimmer, als es ist. Die meisten Hunde und Menschen, denen ich begegne, sind sehr nett. Denjenigen, die mich nicht so mögen, gehe ich meistens schlicht aus dem Weg, diejenigen, die mich mögen, begrüße ich voller Enthusiasmus. Es wäre alles so einfach, wenn sich alle wenigstens einigermaßen an ein paar Grundregeln halten würden. Letztlich fährt man mit dem Prinzip am besten: leben und leben lassen.
Okay, solange es nicht um Katzen und Mäuse geht...
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