Menschen sind eigenartige Wesen, schwer zu erziehen, und so ganz hin bekommt man sie nie! Schon gleich zu Anfang bekam ich Kostproben merkwürdiger menschlicher Verhaltensweisen.
Ich habe ja schon erzählt, daß mich meine Leute erstaunlicherweise lobten, wenn ich mein kleines Geschäft im Garten erledigt hatte. Um so mehr mußten sie sich erst über das große freuen, dachte ich jedenfalls! Ich hatte also einen dampfenden Kuckuck auf den Wohnzimmerteppich gelegt und bin freudestrahlend, in Erwartung großzügen Lobes, zu meinem Frauchen gerannt. Aber welch eine Überraschung! Sie war gar nicht freundlich, sondern schimpfte mit mir - und Du kannst mir glauben, sie hat eine scheußliche Stimme, wenn sie meckert - und schaffte mich unsanft in den Garten. Dort saß ich da dann so rum und hatte - wie noch so manches Mal - Zeit zum Überlegen: Offenbar war nicht das "Geschäft" an sich der Grund zum Lob, sondern der Ort, wo ich es hinterlasse. Das habe ich mir ziemlich schnell gemerkt, und nach einer Woche fing ich an, mich bemerkbar zu machen, wenn ich mußte. Meine Leute freute das sehr, obwohl sie sich anfangs sehr beeilen mußten, weil es manchmal doch schneller kam, als ich dachte. Auch für mich erwies sich dieses Verfahren als vorteilhaft: Ich wurde nun nicht mehr ständig nach draußen geschleppt, wenn ich geschlafen oder gefuttert hatte oder gar grundlos alle zwei Stunden, nur so. Und ich wurde auch nicht mehr mitten im Spiel unterbrochen, wenn ich bloß ein wenig ziellos herumlief.
Die wichtigsten Grundsätze meiner Leute, die es dann aber zu unterlaufen galt, waren: Der Hund bekommt nichts bei Tisch, kommt nicht auf die Möbel und schon gar nicht ins Bett! Nun gut, ins Bett kam ich wirklich nicht, aber alles andere konnte ich durchsetzen.*grins* Falls Du da Tips brauchst: Ein seelenvoller Hundeblick bewirkt wahre Wunder! Und halte Dich in solchen Dingen erstmal an Dein Herrchen. Herrchen haben oft ein viel weicheres Herz als Frauchen!
Problematischer waren da schon andere Dinge. Bereits auf dem ersten Spaziergang ging es los. Ich kam an eine lästige Leine, die meinen Bewegungsdrang stark einschränkte. Egal, wo ich hinwollte, es ging einfach nicht. Nun gut, so eine Leine hat auch ihre Vorteile. Frauchen oder Herrchen hängen an einem und beschützen einen, wenn es unheimlich wird. Man fühlt sich dann gleich viel größer und sicherer. Vor allem aber fühlt man sich mit ihnen ganz stark verbunden, und das weiß ich gar wohl zu schätzen.
Wirklich lästig war (und ist), daß ich immer dahin gehen sollte, wo meine Leute hinwollten, und daß ich immer gerade dann kommen sollte, wenn ich etwas Tolles entdeckt hatte oder mal eben sehen wollte, was es jenseits eines Zauns, in einem fremden Haus oder Garten oder hinter einem Hügel so alles gab. Damit ich darauf achte, wo Frauchen und Herrchen gerade hingehen, haben sie sich manchmal sogar hinter einem Baum versteckt, damit ich sie suchen sollte. Prima Spiel! Ich habe es ihnen nachgemacht, und wir haben bis heute viel Spaß daran. Als Erziehungsmaßnahme haben sie es jedoch dann nicht mehr benutzt. Mit der Zeit schien es mir alles in allem besser zu sein, tatsächlich zu ihnen zu laufen, wenn sie mich rufen, selbst wenn es gerade noch so spannend ist, meistens jedenfalls. Zum einen bekomme ich dann immer ganz viel Lob und Krabbeleinheiten (auch heute noch) und zum anderen bleibt mir die Das-ist-nicht-in-Ordnung-Stimme meines Frauchens erspart, von der ich ja bereits erwähnt habe, daß sie ganz scheußlich ist, die Stimme, nicht mein Frauchen. Mein Frauchen und mein Herrchen, der manchmal auch ganz schön schimpfen kann, liebe ich sehr.
Schwergefallen ist mir auch, mich an Stellen, wo es außerordenlich gut riecht, nicht zu wälzen. Ich vergesse aber nie, was passierte, als ich mich in einem Menschenhaufen gewälzt habe.
Wir hatten gerade im benachbarten Hundewald unsere Freunde getroffen, als ich besagtem Haufen nicht widerstehen konnte. Ich war gerade dabei, die Köstlichkeit über Gesicht und Hals zu verteilen, als mich der entsetzte Aufschrei meines Frauchens aufschreckte. Ich wollte kurz hin, um sie zu beruhigen, weil ich davon ausging, daß sie vielleicht Angst hatte. Weit gefehlt! Schimpfend leinte sie mich an und war auch guten Worten der anderen Hundeleute nicht zugänglich, die ihr Taschentücher anboten, um irgendetwas abzuwischen. Mir dämmerte so langsam, daß ich der Grund ihres Unmutes war, denn sie zeterte, sie gehe nicht mit einem blöden Köter spazieren, der sich in Scheiße (Hat sie wirklich gesagt!) gewälzt habe! Sprach's und zerrte mich nach Hause, den ganzen Weg meckernd. Alle Versuche, sie zu besänftigen fruchteten nichts. Im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Ich mußte bei Fuß gehen und wurde daheim nicht losgemacht, wie sonst immer. Sie scheuchte mich auf den Hof und spritze mich mit dem Wasserschlauch ab. Pfui, wie roh! Das war noch schlimmer als baden, und das mußte ich anschließend auch noch über mich ergehen lassen. Erst danach war sie geneigt, mich wieder freundlich zu behandeln.
Wenn mir also heutzutage eine wohlriechende Stelle begegnet und ich mir gerade überlege, wie schön es wäre, wenn, reicht ein Blick auf mein Frauchen, und ich lasse es lieber. Ich möchte ja nicht, daß sie mir böse ist...
Zurück zum Seitenanfang oder zur Hauptseite
Für Browser, die keine Frames darstellen können, zurück zum Inhaltsverzeichnis
© 2004-2014 by Pauline Hund.